Fastenbrechen in großer Runde

Auch in diesem Jahr hatten wir wieder die Ehre, an einem Abend dem Fastenbrechen der Muslime während des Ramadans beizuwohnen. Gerne folgten wir der Einladung des neuen Moschee-Vorstands.

Im großen Gemeinschaftsraum nahmen nach und nach die Gemeindemitglieder an großen Tafeln Platz. Dicht gedrängt stand Stuhl an Stuhl. Nach meinem Gefühl wird es hier jedes Jahr voller. Und wir waren nur an einem vergleichsweise harmlosen Donnerstagabend zu Gast. Wie sieht es dann erst am Wochenende aus?

Die Stimmung war ausgelassen. Wir waren im regen Austausch mit unseren Gastgebern. Und auch um uns herrschte nahezu Volksfestatmosphäre. Die meisten kommen jeden Abend hierher, um gemeinsam das Abendessen zu sich zu nehmen.

Um 21:20 Uhr begann der Imam, den wir bereits beim Friedensweg kennengelernt hatten, mit einer einleitenden Sure aus dem Koran. Dann wurde endlich das Buffet eröffnet. In der Mitte der Fastenzeit hat man sich wohl so langsam an die lange „Durststrecke“ im Laufe des Tages gewöhnt. Kommt es mir nur so vor – oder haben die Christen mehr Hunger als Muslime?

Das Essen schmeckt – etwas anderes hat niemand erwartet – wieder vorzüglich. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass der Koch das Essen selbstredend vor Sonnenuntergang nicht abschmecken darf. „Unser Koch hat es einfach drauf“, werden wir aufgeklärt. Das kann ich bestätigen!

Dann wird es hektisch: Schnell noch die erste Zigarette nach einem langen Tag des Verzichts rauchen – soll noch jemand sagen, Ramadan sei ungesund. Und schon geht’s eine Etage nach oben: in die Moschee zum Abendgebet.

Im Anschluss sind wir eingeladen, noch auf einen frisch aufgebrühten türkischen Kaffee zu bleiben. Wer nicht schon beim vorzüglichen Tee zugeschlagen hat oder sich ob des Koffeins um den nächtlichen Schlaf sorgt, greift gerne zu. Der Abend klingt beim Gespräch in gemütlicher Runde aus.

Christian Griese