Franziskanische Wanderung zum Kloster Engelthal mit dem Franziskuskreis 2019 auf dem Weg

Wandern, Wellness, Draußen sein

Die franziskanische Wanderung zum Kloster Engelthal

Im Jahr 2019 machten wir uns mit einer Fünfer-Truppe gemeinsam pilgernd auf den Weg zum Kloster Engelthal. Christian erlebte wieder einmal, dass die franziskanische Wanderung mehr zu bieten vermag als “nur” zu wandern.

Hochglanzbroschüren und hübsche Webseiten mit den neuesten Sonne-scheint-durch-den-grünen-Baum-auf-die-noch-grünere-Wiese-Agenturbilder verheißen wunderbare Wandertage mit Übernachtungen im Luxushotel. Dass mich etwas ganz Anderes erwartet, wird mir wieder bewusst, als ich mich mit dem vollgepackten Rucksack auf den Weg zum Zug mache, der uns nach Wetzlar bringt, von wo aus wir nach Altenstadt zum Kloster Engelthal aufbrechen wollen. Die franziskanische Wanderung – das ist mehr als Wandern!

Übertrieben – oder untertrieben?

Eventuell habe ich bei der Einleitung etwas dick aufgetragen und mache mir den einen oder anderen Feind bei den Wellness-Wanderern. Man möge es mir verzeihen.

Aber ich habe eher noch untertrieben, wenn ich davon schreibe, dass die Pilger-Erfahrung, die ich seit 2013 machen darf, eben mehr ist als ödes Wandern. Das hat mir die diesjährige Tour erneut vor Augen geführt. Denn die franziskanische Wanderung ist für mich immer wieder eine besondere Herausforderung – und immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Wenn der Rucksack mit jedem Kilo mitgeschlepptem Brot etwas schwerer wird, kommt kurz wieder die Frage auf: „Warum mache ich das eigentlich?“ Doch dann braucht es nur wenige Schritte heraus aus dem Alltag und hinein in die Natur und ich bekomme Landschaftsaufnahmen in echt und zum Anfassen, die schöner sind als jedes Foto im Prospekt. Ob Nickerchen auf der Wiese oder Mittagessen mitten auf dem Waldboden – erst wenn ich mich wieder auf den Weg mache, kann ich in der Natur ankommen.

Gemeinsam unterwegs und am Ziel gemeinsam

Das schwere Brot ist auch schnell vergessen (und vor allem gegessen), wenn wir alle unsere Lebensmittel hervorholen und gemeinsam als Gruppe Mahl halten. Dann ist der Tisch reich gedeckt mit türkischer Geflügelwurst, Erdnussbutter oder feinstem Blütentracht-Honig. Bezahlt wird das alles aus der Gemeinschaftskasse. Und die Gemeinschaft zeigt sich in diesem Jahr nicht nur an den gemeinsamen Finanzen. Trotz einiger problematischer Achillessehnen und der ein oder anderen Blase kommen wir gemeinsam ans Ziel und das in gutem Austausch und mit viel Spaß.

An jedem Tagesziel haben wir wie selbstverständlich eine Unterkunft bekommen – auch wenn das gar nicht so selbstverständlich ist. Schließlich entscheiden wir erst kurzfristig, wo wir zu übernachten gedenken und fragen dann die örtliche Bevölkerung nach einem Dach über dem Kopf. Und wenn man in einem Psychologiepraxis, im Pfarrheim oder sogar in einem Seminarraum einer Bildungsstätte seine Isomatte ausrollen darf, so fühlt es sich auch ganz ohne Sauna und Dampfbad an wie Wellness.

Immer wieder überwältigend ist dabei die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird und die mehr wiegt als der Luxus eines Hotels. Vor dem Aufbruch haben wir jeden Morgen in bewährter Manier mehr schlecht als recht unser Dankeschön-Lied vorgetragen und „da berühren sich Himmel und Erde“ dann tatsächlich, wenn wir den Moment des Zusammenseins und der Freude über die Begegnung gemeinsam mit unseren Gastgeber*innen feiern.

Immer diese franziskanische Wanderung…

„Du willst schon wieder über das Pilgern schreiben?“, so fragte ich meinen Vater, als er mir von die Idee für den Monatsbrief erzählte. Jetzt habe ich es selbst auch getan und mich im Rückblick an diese wieder einmal einmaligen Erfahrungen gerne erinnert. Denn die franziskanische Wanderung – das ist eben mehr als Wandern!

Christian Griese, 23. Juli 2019