Der Friedensmahner in Attendorn

Auch die Stadt Attendorn besitzt mittlerweile einen Friedensmahner. Der Friedensweg der Religionen bot 2012 den Anlass, ihn vor dem Rathaus zu installieren. Wir erklären, was es mit dieser besonderen Stele auf sich hat.

Der Friedensmahner ist ein Nachbau eines Friedensmahners, der auf einer symbolträchtigen Brücke in Sarajevo (Bosnien) errichtet ist. Dort wurde 1914 ein tödliches Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns, Franz-Ferdinand, verübt. Es führte schließlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Friedensmahner am Rathaus in Attendorn

Das türkische “Dünya barışı!” heißt frei übersetzt “Frieden auf Erden!”.

Foto: Christian Griese

Der Attendorner Friedensmahner hat viele Geschwister. Den weltweit ersten Friedensmahner errichtete Meinolf Wacker im Jahr 2003 im Jugendhaus Hardehausen bei Warburg. Der gebürtige Attendorner Pastor war der dortige Leiter. Von dort trug er die Idee um die Welt.

Die Botschaft lautet: “Frieden auf Erden!”

Denn in Deutschland und darüber hinaus sind einige Hundert dieser Holzstehlen errichtet worden: unter anderem im niederländischen Den Haag vor dem Friedenspalast, dem Sitz des Internationalen Gerichtshofs.

Er trägt jeweils in vier verschiedenen Sprachen die Aufschrift “Frieden auf Erden”. In Attendorn sind dies Deutsch, Türkisch, Englisch und Bosnisch.

Jahrelang fungierte der Friedensmahner als Mittelpunkt des Friedenswegs der Religionen. Zahlreiche Teilnehmer*innen verschiedenster Religionen trugen ihn abwechselnd von Station zu Station, von Gebetsstätte zu Gebetsstätte. Auf diese Weise sendete er einmal im Jahr ein deutlich sichtbares Zeichen an alle Attendorner*innen: Wir stehen ein für Frieden auf Erden!

Friedensmahner in Attendorn: seit 2012 am Rathaus

Im Jahr 2012 bekam der Friedensmahner in Attendorn einen festen Platz. Um nicht 364 Tage im Jahr unauffällig in der Garage zu verweilen und nur zum Friedensweg zum Vorschein zu kommen, sollte er das ganze Jahr über für die Öffentlichkeit gut sichtbar sein. Schnell war ein Standort gefunden: im Innenhof des Rathauses.

Im Rahmen des Friedenswegs der Religionen wurde der Friedensmahner feierlich seiner neuen Bestimmung übergeben. Anwesend unter den rund 100 Teilnehmer*innen des Friedenswegs waren Mitglieder der katholischen, evangelischen und muslimischen Gemeinden. So auch der “Erfinder” des Friedensmahners, Meinolf Wacker. Er wandte sich an die Gläubigen: “Auch in schwierigen Zeiten gilt Friede auf Erden!”

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Als Vertreter der Stadt Attendorn sprach Bürgermeister Wolfgang Hilleke. Er wies auf die besondere Position des Friedensmahners hin. Denn in unmittelbarer Nähe explodierte im Jahr 1945 kurz nach Kriegsende ein Munitionslager. Die Explosion zerstörte große Teile von Rathaus, Gymnasium und Franziskanerkirche und riss 35 Menschen in den Tod. Umso wichtiger sei hier ein Zeichen für den Frieden. “Außerdem kommen hier viele Menschen vorbei, die dann den Friedensmahner sehen”, weist Hilleke auf den belebten Weg durch den Innenhof hin.

Dutzende Passant*innen passieren seitdem täglich den Friedensmahner. Er hält uns weiterhin ein hohes Gut vor Augen und mahnt uns: Bringt “Frieden auf Erden”!