Ist Weihnachten vorbei, wenn der Tannenbaum entsorgt und die Krippenfiguren wieder eingepackt wurden?
Als erstes wird die Heilige Familie vorsichtig mit Papier umwickelt, bevor sie im Karton verschwindet. Das Jesuskind breitet weiterhin seine Arme aus und lädt immer noch ein, zu ihm zu kommen. Oder es nimmt noch Gaben entgegen, denn gerade erst waren die Weitgereisten aus dem Morgenland bei ihm.
Was haben wir dem Kind in der Krippe mitgebracht? (Und ich schreibe absichtlich nicht vom CHRISTKIND, denn das könnte verwechselt werden mit der Institution, die von uns erfunden wurde, um ausgerechnet an Weihnachten einen riesigen Berg Geschenke in jedem Haus abzuladen. Nein, ich meine das Jesuskind, dieses winzige, hilflose Bündel in der Futterkrippe.)
Einer der Könige trägt eine mittelgroße Kiste, die ihren Inhalt verbirgt, weil sie noch geschlossen ist. Das erinnert mich daran, dass wir bei den Wochenenden mit Bruder Korbinian zu Beginn eine Schatzkiste befüllen mit den Dingen, an die wir während des Wochenendes nicht denken wollen. Sie bleibt zwei Tage verschlossen, bis wir eine Abschlussrunde haben bevor wir wieder nach Hause fahren.
Können wir dem Jesuskind die Dinge bringen, die uns Sorgen bereiten, die wir mal ausblenden möchten, mit denen wir nicht alleine zurechtkommen?
Ich packe einen Hirten ein, der eine Tasche über der Schulter trägt, über die er schützend seine Hand hält. Vielleicht hat er etwas zu essen mitgebracht, als er zur Krippe kam oder sonst etwas Wichtiges, was er nicht verlieren möchte.
Können wir zu Jesus kommen mit den Dingen, die für uns existentiell sind, die uns viel bedeuten?
Zum Schluss werden noch die Schafe eingepackt. Sie machen einen sehr entspannten Eindruck, haben sich hingelegt oder stehen unaufgeregt herum. Wahrscheinlich haben sie nichts mitgebracht zur Krippe, sondern sind nur mitgelaufen. Sie bringen keine Geschenke, sie warten einfach ab.
Können wir das annehmen, dass wir die Beschenkten sind, dass wir nichts tun brauchen, dass wir uns die Liebe nicht verdienen können?
Ich glaube, Weihnachten ist nicht vorbei. Es ist so lange Weihnachten, wie Jesus uns einlädt, zu ihm zu kommen. Mit unseren Sorgen, mit dem, was uns wichtig ist, mit unseren Erwartungen, mit all dem Menschlichen. Weil er ja selbst Mensch ist und das versteht. Das ganze Jahr über.
Maria Griese-Schulte
Beitragsfoto: Maria Griese-Schulte