Der Juni-Monatsbrief ist online

Monatsbrief Juni 2021: Der Lockruf des Lebens

Mit dem Monatsbrief informieren wir zwölfmal im Jahr über alle wichtigen Infos und Termine rund um die Veranstaltungen des Franziskuskreises. Schon die Franziskaner-Brüder pflegten diese Tradition bis zur Schließung des Klosters. Hinzu kommen die “Perspektiven” und unsere Rubrik “Weitergezwitschert – tierisch franziskanisch”, in denen wir einen spirituellen Blick auf aktuelle Themen werfen.

Lies hier die Ausgabe für Juni 2021 mit folgenden Themen:

  • Termine und News für Juni 2021
  • Perspektiven: “Wenn wir nur mutig wären… – ein Rückblick und ein Ausblick” (Thomas Griese)
  • Rückblick: “Wege zum Leben: die Pfingstgeschichte im San-Damiano-Kreis (Maria Griese-Schulte)
  • Gastbeitrag: “Der dritte ökumenische Kirchentag in Frankfurt – digital und dezentral” (Wolfgang Dröpper)

Du kannst den Monatsbrief in diesem Beitrag online lesen oder ihn dir als PDF bequem herunterladen.

Wir wünschen eine gute Lektüre!


Liebe Leserinnen und Leser!

Im Monatsbrief 05.21 widmeten wir uns ausführlich dem Thema „Mut“. Offensichtlich war es genau zur richtigen Zeit, denn bei den Veranstaltungen des Franziskuskreises im Mai stand der Mut nochmal im Mittelpunkt.

Thomas erkennt in seinem Beitrag zum spirituellen Wochenende mit Jan Frerichs zur Schöpfungsgeschichte auch mutige Perspektiven. Sie beziehen sich nicht nur auf Adam und Eva, die sich aus der Deckung wagen und Gott gegenübertreten.

Maria greift in ihrem Rückblick auf das Bibelgespräch im San-Damiano-Kreis den Ausschnitt aus der Apostelgeschichte zum Pfingstfest auf, als sich die Jünger:innen Jesu nach langer Zeit wieder an die Öffentlichkeit wagen.

Beide Texte zeugen vom Lockruf des Lebens: sich hinauszuwagen und mutig neue Wege zu beschreiten. Auch wenn es vordergründig „schon wieder“ um Mut geht, können wir das Thema hier nochmal aus anderen Blickwinkeln betrachten.

Außerdem berichtet Wolfgang Dröpper (evangelische Gemeinde in Attendorn) in einem Gastbeitrag von unserem ökumenischen Austausch anlässlich des Kirchentags in Frankfurt.

Wir hoffen, dass wir im Juni erste Veranstaltung wieder in Präsenz abhalten können. Das Infektionsgeschehen und die damit verbundenen behördlichen Maßnahmen verlangen von uns eine gewisse Flexibilität, die wir gerne aufbringen. Gleichzeitig möchten wir die Spielräume auch möglichst umfassend nutzen. Aus diesem Grund planen wir vielfach zweigleisig, wie den Terminen  & News zu entnehmen ist.

Auf unserer Homepage halten wir Euch darüber hinaus auf dem Laufenden. Außerdem könnt Ihr uns bei Fragen und Anregungen über weitere Kontaktmöglichkeiten erreichen.

Nun wünschen wir Euch eine spannende Lektüre.

Pax et bonum  |  Pace e bene     Euer  Franziskuskreis


Termine & News

zum Kalender

Wortgottesdienst

Im Juni findet leider kein Wortgottesdienst statt.

Bibelgespräch im San-Damiano-Kreis

Freitag, 4. Juni, 20:00 Uhr

Freitag, 18. Juni, 20:00 Uhr

Der San-Damiano-Kreis findet per Videokonferenz statt. Wir hoffen, dass der zweite Termin – unter Berücksichtigung behördlicher Auflagen – wieder in Präsenz stattfinden kann. Nähere Informationen und die Zugangsdaten zur Videokonferenz bitte bei Thomas Griese (th.griese@web.de) anfragen.

ZukunftsFreitag

Freitag, 25. Juni, 20:00 Uhr

Der ZukunftsFreitag mit Diskussionen zu Klimaschutz und einem nachhaltigen Leben findet erstmals wieder in Präsenz statt. Sollte es nicht möglich sein, sich dann in Präsenz zu treffen, wird der ZukunftsFreitag auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Nähere Informationen (auch zum Veranstaltungsort) werden auf der Homepage bekanntgegeben. Fragen beantwortet Thomas Griese (th.griese@web.de).


Perspektiven

Wenn wir nur mutig wären… – ein Rückblick und ein Ausblick

Unser spirituelles Wochenende im Mai mit Jan Frerichs fand diesmal coronabedingt im Onlineformat statt. Obwohl wir uns nur digital gesehen haben, waren wir sehr mit einander verbunden. Verbunden durch die Natur, die uns umgibt – oder besser: deren unbedingte Mitlebewesen wir sind. Sie ist für uns die erste Bibel, wie Papst Franziskus ausführt. Bei einem Schwellengang ist jede und jeder von uns bewusst in die Natur getreten und hat hingehorcht, hingesehen und hingefühlt, welchen Spiegel uns die Natur hinhält, wenn wir ihr unsere Gedanken aus der Gruppenarbeit hingehalten haben.

In dieser haben wir uns der 2. Schöpfungsgeschichte (Gen, 2. und 3. Kapitel) genähert. Im Bibliolog tauchten wir in die o. g. Kapitel des Buches Genesis ein und gaben Gott, Adam und Eva und allen Geschöpfen in diesen Zeilen unsere Stimme. Wir konnten so viel besser nachfühlen oder erahnen, wie es Adam und Eva ergangen ist, als sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Sie erkannten, dass sie nackt waren und etwas getan hatten, was Gott ihnen verboten hatte. Als sie Gott hörten, versteckten sie sich aus Furcht im Gestrüpp. Sie traten erst hervor, als er sie bei ihrem Namen rief.

Die kleine Szene in der Schöpfungsgeschichte begleitet mich seit diesem Wochenende. Sie handelt von Furcht und von Mut. Adam und Eva fürchten sich, verstecken sich im Gestrüpp und nehmen dann allen Mut zusammen, um aus dem Gestrüpp zu kommen und Gott gegenüber zu treten. Dabei ist das Gestrüpp für mich ein Synonym für all die Situationen im Leben, in denen Menschen sich verheddern in Zwängen, in dem Unausweichlichen, in dem Unveränderbaren.

Es sind diese Furcht und dieser Mut, die mir zwei Wochen später im San-Damiano-Kreis beim Bibelteilen über das Pfingstereignis erneut begegneten. Lange versteckten sich die Jünger:innen nach Jesu Tod aus Furcht vor den Juden. Doch zu Pfingsten treten Petrus und die übrigen Apostel vor die Menge (Apg 2, 14-36) und legen Zeugnis ab. Welcher Mut gehörte dazu aus der eigenen Furcht, aus dem eigenen Gestrüpp hervorzutreten und zu verkünden, was dran ist.

Gibt es das heute auch noch? Mir fällt da sofort Greta Thunberg ein, die als Schülerin hervortritt und den Politikern und den Wirtschaftsführern bei den Vereinten Nationen oder dem Weltwirtschaftsforum in Davos darlegt, was „Not“-wendig ist. Aber was hat das mit uns, mit mir zu tun? Genau diese Zusammenhänge wurden in einem Artikel zum Thema Mut im Demeter-Magazin buchstabiert. Leider kann der Artikel aus Urheberrechtsgründen nicht abgedruckt werden, aber den Fragen, die dort gestellt wurden, können wir nicht ausweichen.

Wenn wir mutig wären, würden wir innehalten und uns fragen, ob unser Leben zwischen Globalisierung und Klimawandel, zwischen Artensterben und hemmungslosem Konsum wirklich alternativlos ist.

Wenn wir mutig wären, würden wir uns fragen, ob unsere tägliche Arbeit den Menschen dient, ob unsere tägliche Arbeit der Erde dient.

Wenn wir mutig wären, würden wir unsere wöchentliche Arbeitszeit drastisch verkürzen und die freigewordene Zeit für die Kinder, für die Menschen, für die Schöpfung einsetzen.

Ich höre die Fragen: Weltfremd? Naiv? Nicht durchsetzbar?

Doch: Warum sollten die gleichen Menschen, die zum Mond geflogen sind, nicht auch die Transformation unseres Lebensstiles schaffen? Wo sind die Menschen, die wie Präsident Kennedy dieses große Ziel ausrufen? Wenn wir nur mutig wären!

Genau dieser Mut ist möglich, der Mut sich aus dem Gestrüpp des Lebens zu befreien und hervorzutreten wie Adam und Eva; der Mut sich vor die Menge zustellen wie Petrus an Pfingsten; der Mut vor das Weltwirtschaftsforum zu treten wie die Oberstufenschülerin Greta Thunberg.

Aber wo ist mein Mut gefordert, für das Leben und die Schöpfung einzutreten? Ich wage die Behauptung, genau da, wo meine Furcht am größten ist. Könnte es sein, dass mir Gott genau diese Furcht in den Weg stellt, um daran zu wachsen, um mit viel Mut die Sicherheit des eigenen Gestrüpps zu verlassen, um etwas Großartiges in die Welt zu bringen?

Wenn wir nur mutig wären…

Thomas Griese


Rückblick

Wege zum Leben: die Pfingstgeschichte im San-Damiano-Kreis

Wenn wir uns zweimal im Monat zum San-Damiano-Kreis treffen, nehmen wir uns Zeit, einen Ausschnitt aus dem Evangelium zu lesen und im Gespräch herauszufinden, was dieser Text mit uns heute zu tun hat. So war es auch am 21.05.21, als wir wegen des nahenden Pfingstfestes in der Apostelgeschichte fündig wurden (Apg. 2, 14-28).

Die Jüngerinnen und Jünger Jesu waren ihm vor noch nicht allzu langer Zeit nach Jerusalem gefolgt und hatten dann miterleben müssen, wie er gerichtet wurde, wie er starb und mit ihm ihre ganze Hoffnung und ihre Idee vom Leben. In ihren Rückzug hinter verschlossene Türen bricht unvermittelt der Geist hinein. Und er kommt mit Macht. Hier startet mit der Rede des Petrus unser Textausschnitt.

Am meisten beeindruckt haben mich der erste und der letzte Satz dieser Rede. Petrus zitiert aus dem Alten Testament, frei übersetzt: „Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles, was lebt.“

Das Bild des Gießens ist mir im Moment nahe, da wir viele junge Pflänzchen in den Garten und ins Gewächshaus gesetzt haben. Und da macht der Geist keinen Unterschied: nicht hier einen Schluck und dort einen, sondern über alles ergießt er sich. Und am diesjährigen Pfingstfest konnten wir erleben, dass er das, wenn es Wasser betrifft, ergiebig kann. Es steht uns also nicht zu, zu unterscheiden, ob etwas oder jemand vom Geist gesegnet ist oder nicht, oder mehr gesegnet ist als andere, denn über alle ergießt er sich ohne Unterschied. Für mich als Frau ist das tröstlich. Jahrhunderte lang mussten Frauen denken, sie seien weniger gesegnet und daher von bestimmten Tätigkeiten oder Fähigkeiten ausgeschlossen. Die Macht des Geistes kommt unvermittelt. Auch wenn man meint, die Türen seien verschlossen. Gottes Geist findet einen Weg.

Der letzte Satz unseres Textausschnittes beginnt mit „Du zeigst mir die Wege zum Leben…“.

Genau das ist den Jüngerinnen und Jüngern passiert, als sie sich ängstlich zurückgezogen hatten. Vielleicht sind ihnen in der Stille neue Zusammenhänge klar geworden, vielleicht haben sie Jesu Reden und Wirken besser verstanden und mit dem Erscheinen des Heiligen Geistes konnten sie das plötzlich in Worte fassen, konnten die Türen öffnen und es der Welt verkünden.

„Du zeigst mir die Wege zum Leben…“ bedeutet auch für mich, dass der Geist mich herausrufen wird, wenn ich mich hoffnungslos zurückgezogen habe.

Wenn ich denke, dass der Weg nicht weiter geht, dass meine Ideen zugrunde gerichtet werden, dass ich in Angst erstarrt bin, bleibt es Gottes liebevolles Anliegen, mich ins Leben zurück zu führen. Dann liegt es an mir, ob ich seinem Locken folge.

Als eine, die sich um die Pflanzen im Garten nicht nur bei Starkregen oder Dürre sorgt, glaube ich, dass ich von Gott nicht nur in scheinbar ausweglosen Situationen gesehen werde, sondern dass es sein beständiger Wunsch ist, alles und alle, die er ins Leben gerufen hat, gerne wachsen zu sehen. Er möchte uns am Leben in Fülle dauerhaft teilhaben lassen. Es bleibt unsere Aufgabe, uns nicht gegenseitig daran zu hindern.

Maria Griese-Schulte


Gastbeitrag

Der dritte ökumenische Kirchentag in Frankfurt – digital und dezentral

Liebe Geschwister im Franziskuskreis,

gerne wären viele von uns live und im gewohnten Kirchen-(Katholiken-)tags-Feeling in Frankfurt gewesen!

Ich persönlich war seit 1979 in Nürnberg auf – fast – jedem Ev. Kirchentag dabei und auch auf den ersten beiden ÖKT in Berlin und München. Ich war dort auch meistens mit Schülerinnen und Schülern unterwegs und ich habe die Atmosphäre, die Begegnungen und natürlich auch die Inhalte sehr geschätzt.

In diesem Jahr hat uns Corona ausgebremst! Persönliche Begegnungen in der Mainmetropole waren nicht möglich. Darum bin ich dem Franziskuskreis sehr dankbar, dass er das Motto „digital und dezentral“ aufgenommen hat.

So konnte sich „dezentral“ eine zwar kleine, aber interessierte Gruppe auch in unserer Region auf den Weg machen, über das Motto des 3. Ökumenischen Kirchentages „Schaut hin“ nachzudenken und zu sprechen. Wegen technischer Probleme war ich am Ende leider nur der einzige evangelische Teilnehmer in der Runde!

Die Verantwortlichen des Franziskuskreises hatten nicht nur einen liturgischen Rahmen vorbereitet, in dem vor allem auch Melodien aus der Ökumenischen Gemeinschaft in Taizé spirituelle Akzente gesetzt haben, sondern hatten auch geistliche Impulse vorbereitet, z.B. das gemeinsame Gebet von Mutter Teresa und Frère Roger (Taizé), um in drei Kleingruppen über die Themen des Kirchentages ins Gespräch zu kommen.

Ich fand den Austausch in meiner kleinen Gruppe als durchaus sehr persönlich und vielleicht können sich aus allen Gruppengesprächen ja auch inhaltliche Impulse ergeben – für den Franziskuskreis, aber vor allem auch für unsere weitere ökumenische Zusammenarbeit in unserer Region! Das wünsche ich mir!

Dem Franziskuskreis nochmals ein herzliches Dankeschön für diese Initiative!

Bleiben Sie / bleibt behütet!

Alles Gute und Gottes Segen für Sie und euch alle

Wolfgang Dröpper