Friedensweg Attendorn 2022

Friedensweg 2022 zum Thema Kinderrechte – eine runde Sache

Der Friedensweg der Religionen, zu dem der Franziskuskreis am 16. September 2022 eingeladen hatte, war den Kindern der Welt gewidmet und führte die mehr als 50 Teilnehmenden über den 2020 eingeweihten „Weg der Kinderrechte“ rings um die Attendorner Wälle. Hier stehen markante, kreisrunde bunte Schilder („Lollies“) mit einprägsamen Inschriften, die vom Künstlerduo Marlies und Jan Backhaus in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum gemeinsam mit 40 Kindern gestaltet worden waren. Ebenso bunt und facettenreich wie die Schilder war das Programm des Friedenswegs: Jung und Alt kamen mit Gebeten, Impulsen und Redebeiträgen zur Sprache.

In seiner Begrüßung betonte Thomas Griese vom Franziskuskreis, dass nur dort, wo die Kinderrechte gelebt werden, auch Frieden sein könne. In Kriegsgebieten hingegen werde Kindern das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit, auf Bildung, auf Gesundheit und vieles mehr genommen. An der ersten Station des Weges („Ich wünsche mir, dass alle Kinder Freizeit haben“) wies das Eine-Welt-Team um Luise Springob auf den hohen Wert der Freizeit hin. Wo Kinder in Fabriken arbeiten müssen, werde ihnen nicht nur das Recht auf schulische Bildung verwehrt, sondern auch auf die wichtigen Lern- und Entfaltungsprozesse in der Freizeit. Ina Huneck-Schüttler von der katholischen Gemeinde widmete ihren Beitrag dem „Recht auf den Schutz der Natur und Umwelt“ als Grundlage allen menschlichen Lebens, ohne die es für unsere Kinder keine Zukunft gebe.

An der Station „Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung“ wurde Andrea Klein vom Kinderschutzbund von der 12-jährigen Daria begleitet, die vor wenigen Monaten aus der Ukraine geflohen war. Die Teilnehmenden waren sichtlich bewegt, als Daria in deutscher Sprache von ihren Erfahrungen aus dem Krieg und ihrem neuen Schulalltag in Attendorn erzählte. Durch die Online-Teilnahme am Unterricht in ihrer Heimat hält sie zudem den Anschluss an das ukrainische Schulsystem. Pfarrer Andreas Neuser von der katholischen Gemeinde griff das Gehörte an der nächsten Station sogleich auf und integrierte es in seinen Impuls zum „Recht auf Leben“. Seinen Beitrag reicherte er mit einem Text von Khalil Ghibran an.

Am Schild „Alle Kinder sollen saubere Luft atmen können“ wurde Angela Selter vom Franziskuskreis von ihren 11-jährigen Sohn Simon begleitet, der dieses Schild auch gestaltet hatte. Gemeinsam mit seinem Freund Fynn trug er Wissenswertes zur Umweltverschmutzung sowie ein Gebet vor. An der Station „Flüchtlingskinder haben das Recht auf besonderen Schutz und Hilfe“ berichteten die 9‑jährigen aserbaidschanischen Zwillinge Ali und Akbar von den aktuellen Kriegshandlungen in ihrer Heimatstadt Baku. Um das „Recht auf Wasser“ ging es in dem Beitrag von Enise Kücük von der Attendorner Moscheegemeinde, die auf die Bedeutung des Wassers und hiervon ausgehend den Wert der äußeren und inneren Reinheit im Islam einging. Hierzu trug Imam Ramadan dann eine Sure aus dem Koran vor.

Muhammed Atabey von der Kurdischen Gemeinde in Ennest eröffnete seinen Beitrag mit einem türkisch-kurdischen Sprichwort: „Wo Elefanten kämpfen, werden die Mäuse zertrampelt“. Anders gesagt: Wo die Großen Kriege führen, leiden die Kinder. Unter Bezugnahme auf das „Recht auf ein Dach über dem Kopf“ ging er sodann darauf ein, wie wichtig ein unzerstörtes und intaktes Zuhause sei, damit Kinder behütet aufwachsen und sich entwickeln können. Die nächste Station war dem „Recht auf „Meinungsäußerung und Beteiligung“ gewidmet. Heike Hesse vom Franziskuskreis führte aus, dass dieses Grundrecht Kindern in vielen Ländern der Welt auf erschreckende Weise vorenthalten werde. Aber auch in Ländern wie Deutschland sah sie noch immer Verbesserungsbedarf und nahm dabei Bezug auf die noch nicht umgesetzte Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.

Am Schild „Ich wünsche mir, dass jeder so sein darf, wie er ist“ zog Heike Rawe vom Franziskuskreis die Teilnehmenden mit einem Kinderbuch in den Bann. Durch die spannende Erzählung wurde die Botschaft des Schildes anschaulich vertieft. Um das Recht, künstlerisch tätig zu sein, ging es am letzten „Lolli“. Hier stehe weniger das körperliche Wohl im Vordergrund, vielmehr sei künstlerische Entfaltung etwas für die Seele, erklärte Jan Backhaus. Die 15-jährige Nele, die das Schild gestaltete, führte aus, dass Kunst ein Medium sei, das Menschen verbinden und somit auch Frieden schaffen könne. Den Abschluss des Weges bildete der Friedensmahner am Rathaus, der vor zehn Jahren hier installiert worden war. Hartmut Hosenfeld, der diese Station für die Initiative „Jüdisch in Attendorn“ gestaltete, lud die Teilnehmenden am Ende seines Beitrags traditionsgemäß zum Singen des Liedes „Hewenu Shalom“ ein.

Abschließend bedankte sich Marlies Backhaus für die Würdigung, die der Weg der Kinderrechte durch die Veranstaltung erhalten habe, und die Vielfalt, mit der die Botschaften der Schilder vertieft und mit Leben gefüllt worden seien. Bei Gebäck und Getränken klang der Abend mit einem lebhaften Austausch der Teilnehmenden im Rathaus aus.

Angela Selter