Der Friedensweg der Religionen 2018 durch Attendorn

Friedensweg 2018 unter besonderen Umständen

Der Friedensweg. Findet jedes Jahr statt. Vom Marktplatz zur Moschee zur Kirche zum leckeren Essen. Doch nicht so 2018 – am 21. September war alles anders.

Weil der Abschluss im Rathaus stattfinden würde und die PR-Abteilung der Stadt gut vernetzt ist, sickerte durch, dass wir live im Fernsehen landen würden. Und wenn man dann in den Radionachrichten um 16:30 Uhr eine Ankündigung hört, dass gleich „viele Menschen in Attendorn unterwegs sein werden, um für den Frieden zu beten“, erzeugt das ein weiteres Kribbeln. Und obwohl – vielleicht auch um ein positives Gegenbild zu Chemnitz zu präsentieren – allerhand Journalisten, Kameras und Fotografen um uns herumturnten, verkam der Friedensweg nicht nur zu einer Show, sondern war in der Tat noch einmal besonderer als in den vorigen Jahren schon.

Erstmals war der jüdische Friedhof eine Station und hinterließ durch seinen historischen Originalzustand Eindruck. Aus Respekt trugen nach jüdischer Sitte alle Männer Kopfbedeckungen, selbst der scheinbar unvorbereitete Fernsehreporter legte sich seinen Notizblock aufs Haupthaar.

Dieser Moment sorgte aus unterschiedlichen Gründen für Aufsehen: Das erste muslimische Freitagsgebet in Attendorns Geschichte, das im Rathaus stattfindet. Der WDR ist mit einer Live-Schalte zur Lokalzeit hautnah dabei. Foto: Carl Christian Griese

Dann durfte ich am Friedensmahner vor dem Rathaus selbst noch spontan ein gemeinsames Gebet aller Teilnehmenden moderieren, ehe drinnen nach einer ökumenischen Andacht erstmals ein muslimisches Freitagsgebet stattfand. Dabei hatte der neue Attendorner Imam seinen ersten öffentlichen Termin und der Imam der Essener Zentralmoschee war extra angereist.

Das „Wir-ziehen-an-einem-Strang“-Gefühl aller Religionsgemeinschaften und auch der Stadt wurde dadurch abgerundet, dass die zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts, die uns zuvor zwei Stunden lang mit unglaublich ernster Miene durch Attendorn begleitet hatten, am Ende fröhlich-freundlich beim Aufräumen halfen.

So bleiben mir von diesem Friedensweg nicht nur die wichtigen Zeichen von Toleranz, Vielfalt und religiösem Dialog, sondern auch noch allerlei nette Anekdoten im Gedächtnis.

Daniel Griese